ZZ Methode

Ein Gastbeitrag von Lukas Krämer, einem begeisterten Cuber aus NRW, der mit CFOP ca. 15 Sekunden braucht, um den 3×3 zu lösen. Außerdem glaubt er fest daran, dass CFOP in naher Zukunft durch eine Zugeffizientere Methode abgelöst werden muss, um neue WRs brechen zu können.

ZZ Methode

Die ZZ Methode wurde im Jahr 2006 vom Polen Zbigniew Zborowski erfunden, wobei laut diesem Post unabhängig davon Ryan Heise wenige Jahre zuvor dieselbe Idee hatte. Da es aber Zbigniew Zborowski war, der im Jahr 2006 eine eigene Website veröffentlichte, auf der er die ZZ Methode ausgiebig beschrieb, wird er heutzutage als Erfinder und Publizierer angesehen. Nennenswerte Nutzer der ZZ Methode sind unter anderem Phil Yu, der Gründer von “TheCubicle” und Andrew Nathenson vom YouTube Kanal ColorfulPockets.

ZZ unterscheidet sich maßgeblich von anderen bekannten Methoden, da hier direkt zu Beginn des Solves alle Kanten korrekt orientiert werden (auch EO = Edge Orientation genannt), also anschließend keine F und B Moves mehr benötigt werden, um sie zu lösen (F2 und B2 ausgenommen). Nach der Edge Orientation folgt das Lösen der DF und DB Kante, im Fachjargon auch EOLine genannt. Anschließend werden in den meisten ZZ Varianten die ersten beiden Layer ganz normal zuende gebaut, mit dem Vorteil, dass keine Rotations mehr benötigt werden und man durch das nach der EOLine noch nicht vollendete Kreuz mehr Freiheiten in Bezug auf Blockbuilding hat.
Nach dem F2L hat man wie durch Magie in jedem Solve einen Skip des gelben Kreuzes, was einem den bekannten FRUR’U’F Algorithmus erspart und man nicht alle 57 OLLs, sondern nur die sieben 2-Looks lernen muss. Beendet wird der Solve in der Hauptvariante mit dem Permutieren der Steine, hierzu kann man entweder Full PLL (21 Algorithmen) oder 2-Look PLL (theoretisch nur zwei, vermutlich eher drei oder mehr Algorithmen) verwenden.

Vorteile

Der Vorteil der ZZ Methode gegenüber den zuvor genannten ist, dass keine Rotations benötigt werden, man aber trotzdem keine “komischen” MU Gen Algorithmen (Algorithmen, die ausschließlich M und U Moves nutzen) ausführen muss, die sicherlich nicht jedem liegen. Daher kann mit ZZ sehr hohes TPS erreicht werden und das, obwohl man im Gegensatz zu CFOP nicht hohes TPS gegen einen hohen Movecount “eintauscht”. ZZ bildet damit einen guten Kompromiss zwischen dem hohen TPS von CFOP und der Effizienz von Roux und umgeht die Nachteile der Methoden (Ineffizienz bei CFOP und MU Turns bei Roux).

Hinzu kommt noch, dass ZZ ähnlich wie Roux gut für OH geeignet ist, die EO das Lookahead erleichtert und Skips mathematisch gesehen wahrscheinlicher werden. Zu guter Letzt sorgt ZZ mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Varianten für Individualität, was jedoch sicherlich nicht nur Vorteile mit sich bringt, da einige Varianten in der Theorie zwar gut klingen, in der Praxis jedoch kaum genutzt werden und es daher fast keine Tutorials und gute, fingertrickfreundliche Algorithmen gibt.

Nachteile

Doch wieso wird ZZ bei all den Vorteilen dann nicht von jedem bekannten Speedcuber genutzt? Warum sollte man schließlich eine Methode (CFOP) nutzen, wenn man mit ZZ eine Alternative hat, die nicht nur keine Rotations benötigt, sondern auch ca. 10 Züge weniger braucht, das Lookahead erleichtert, besser an seine Fähigkeiten anpassbar ist und weniger Algorithmen benötigt?

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, da es einen großen Unterschied zwischen Theorie und Praxis gibt. Auf dem Papier bzw. vermutlich eher auf dem Handydisplay oder Laptop überwiegen auf den ersten Blick die Vorteile von ZZ insbesondere gegenüber der Fridrich Methode. In der Praxis muss man leider sagen, dass CFOP gut zehn Jahre vorher bekannt wurde und daher im Jahr 2006, der Veröffentlichung von ZZ, schon mehr oder weniger verbreitet war. Ein Neuling wird wohl kaum eine neuartige Methode erlernen, die so gut wie kein anderer nutzt und zu der es nur wenig Informationen und Anleitungen gibt. Außerdem sprach der Erfolg, spätestens mit dem Aufstieg des Australiers Feliks Zemdegs, deutlich für die Fridrich Methode und zeigte, dass Zeiten unter zehn Sekunden damit möglich sind. Und bereits erfolgreiche Cuber wechseln verständlicherweise auch nicht zu etwas scheinbar besseren, wenn sie gerade einen Weltrekord nach dem anderen brechen, wodurch wiederum weniger Anfänger ermutigt werden als Mainmethode ZZ oder eine beliebige anderer Methode zu nutzen.

Heutzutage gibt es zwar mehr Tutorials und es wurde auch in der Praxis bestätigt, dass ZZ ähnlich schnell wie CFOP sein kann, wobei das Hauptproblem in meinen Augen darin liegt, dass man die Inspection nicht so gut nutzen kann. Während das Niveau bei CFOP in den letzten Jahren so weit gestiegen ist, dass Cuber wie Tymon Kolasiński teilweise das gesamte F2L vor dem Solve planen können, wird dies durch EO zu Beginn des Solves in ZZ erheblich erschwert, wodurch extrem leichte Scrambles nicht so gut genutzt werden können.

Varianten/Verbesserungen

Neben dem “normalen” ZZ gibt es noch unzählige Varianten, die wohl den Rahmen dieses Artikels sprengen würden. Daher liste ich hier einige bekannte oder zumindest vielversprechende auf. Weitere Variationen können auf speedsolving.com/wiki gefunden werden.

EOCross statt EOLine: Anstelle der EOLine zu Beginn des Solves wird direkt das gesamte Kreuz gelöst. Dadurch kann man nachher zwar kein Blockbuilding für das F2L nutzen, jedoch werden Regrips optimiert und der Solve gleicht eher einem normalen CFOP Solve, weshalb diese Variante insbesondere bei Anfängern beliebt ist.

COLL+EPLL statt OLL+PLL: Für die letzte Ebene wird anstelle von 2-look-OLL COLL verwendet, um nicht nur die verbleibenden Corners zu orientieren, sondern gleichzeitig auch zu permutieren, wodurch man nicht die 21 gewöhnlichen PLLs benötigt und stattdessen nur EPLLs (U Perms, Z Perm, H Perm) erhält, was die PLL Recognition erleichtert.

ZZ-a: Nutzt nach dem F2L einen von 493 ZBLLs, um das ganze letzte Layer auf einmal zu lösen.

ZZ-WV: Bis auf das F2L Pair rechts vorne wird ganz normal nach ZZ gelöst. Nach dem Bilden des letzten Pairs wird einer von 27 Winter Variation Algorithmen genutzt, um das Pair einzusetzen und OLL zu skippen. Diese Variante kann durch ZZ-WVCP ergänzt werden, bei der nicht nur alle Ecken orientiert, sondern auch permutiert werden und daher einen EPLL erzwingen (natürlich kann man die Algorithmen auch spiegeln und muss nicht zwingend das Pair vorne rechts zum Schluss lösen).

ZZ-CT: Auch hier wird bis zum letzten F2L Pair normal nach ZZ gelöst. Anschließend setzt man die FR-Kante mit Hilfe von einem der 104 TSLE Algorithmen ein und orientiert gleichzeitig alle Ecken. Zu guter Letzt nutzt man TTLL (72 Algorithmen), um den gesamten Cube zu lösen und erhält daher in jedem Solve einen Last Layer Skip. Zwar klingen die knapp 200 Algorithmen zunächst einmal abschreckend, jedoch besteht TSLE fast ausschließlich aus allgemein bekannten Triggern, wie R U’ R’ oder R U2 R’ und komplizierte TSLEs setzen sich aus mehreren einfachen zusammen, sodass man sich in der Regel nur den ersten Trigger merken muss, um einen bereits erlernten Fall zu erhalten. Auch die Menge der TTLL Algorithmen lässt sich deutlich reduzieren, wenn man bedenkt, dass fast die Hälfte gespiegelt werden kann und die 21 PLLs vermutlich auch von vielen beherrscht werden.
Die CT Variante von ZZ wird von vielen Cubern als die vielversprechendste beschrieben, da sie die Menge der für ZZ-a benötigten Algorithmen erheblich reduziert und die Recognition erleichtert wird (TSLE gleich schwer wie OLL, TTLL ähnlich zu PLL). Außerdem kann der Cube nach dem ersten Block auf der linken Seite meist nur mit R und U Drehungen gelöst werden und man erhält aufgrund von teils leicht verständlicher, teils komplexer Mathematik vergleichsweise viele Skips, die insbesondere für die Single WRs interessant sein könnten.

1 Kommentar zu „ZZ Methode“

  1. Hört sich zwar alles ganz gut an, aber man muss noch dazu sagen das gerade die EO-Phase am Anfang enorm schwierig ist insbesondere für Umsteiger von CFOP oder anderen Lösungsmethoden. Weil das EO ist kein Selbstläufer wenn die Kantensteine nicht auf ihren angestammten Plätzen sind. Das im gescrambelten Zustand schnell zu erfassen welche da gekippt werden müssen und das dann in wenigen Zügen hinzubekommen ist echt eine Herausforderung. Also wenn man bei CFOP so lieber der 2-Look OLL- und PLL-Typ (wegen erkennen was für ein Fall vorliegt) ist wie ich, dann ist ZZ nichts für einen ! :) Also zumindest nicht um damit schnellere Zeiten als mit CFOP zu erreichen.

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